Es waren sehr deutliche Worte, die Clemens Tönnies am vergangenen Sonntag vor dem Bundesliga-Heimspiel gegen Hannover 96 gewählt hatte. In der ersten Erregung sei ihm der Gedanken gekommen, Leon Goretzka solle nie mehr das königsblaue Trikot tragen, sagte der Aufsichtsrats-Vorsitzende des FC Schalke 04 einige Stunden vor dem Anpfiff bei Sky, „wenn es für die Mannschaft besser ist, dann kann es auch sein , dass Leon bis zum Ende der Saison auf der Tribüne sitzt.“
Die persönliche Enttäuschung klang bei jedem Wort Tönnies‘ durch – was der Fleisch-Fabrikant Goretzka, der Schalke am Saisonende ablösefrei zum FC Bayern München verlassen wird, so übel nahm, glaubt die Sportbild zu wissen.
Bevor der Wechsel des Schalker Leistungsträgers am vergangenen Freitag bekannt gemacht wurde, sei es vier Tage vorher noch zu einem Gipfeltreffen in Tönnies‘ Firma in Rheda-Wiedenbrück gekommen. Im Ostwestfälischen hätten Goretzka und sein Berater Jörg Neubauer Tönnies sowie Schalkes Sportvorstand Christian Heidel mitgeteilt, dass es nicht zu einer Vertragsverlängerung kommen werde und der 22-Jährige sich dem FC Bayern anschließen wolle.
Die S04-Bosse kämpften offenbar, schreibt die Sportbild, sie führten nochmal die sportliche Entwicklung der Mannschaft und Bedenken, dass die Reaktionen der Fans nach Bekanntwerden der Entscheidung seine WM-Teilnahme im Sommer 2018 in Russland gefährden könnten, ins Feld, um Goretzka umzustimmen. Das habe den Mittelfeldspieler nachdenklich gestimmt – und Tönnies soll wieder Hoffnung geschöpft haben, den Nationalspieler noch zumindest ein weiteres Jahr halten zu können. Seit dem Sommer habe nämlich ein unterschriftsreifer Vertrag mit entsprechender Ausstiegsklausel vorgelegen.
Zwei Tage später jedoch soll Neubauer die Schalker darüber in Kenntnis gesetzt haben, dass Goretzka nun doch wie geplant den Weg nach München gehen wolle und am Folgetag einen medizinischen Check beim FC Bayern absolvieren werde. Der Spieler selbst hätte Trainer Domenico Tedesco über seinen Entschluss informiert, nach der erfolgreichen Untersuchung folgte dann die Vertragsunterzeichnung beim Deutschen Meister bis 2022. Am Freitag schließlich setzte Heidel die Öffentlichkeit in Kenntnis – und Clemens Tönnies war über Goretzkas feststehenden Abschied noch am Sonntag bei Sky in höchstem Maße verstimmt.